Für Limbo zeigt Claudia Kübler mit «Couverture» zwei Bildtafeln, in deren Herstellungsprozess der «Point of no Return» zum Gestaltungsmittel wird. Das Bild entsteht dabei durch das Abschleifen der Platte: es ist eine Art vertikale Malerei, bei der die darunterliegenden Farbschichten zutage gefördert werden. Das Bild wird nicht additiv entwickelt, sondern vielmehr durch das Entfernen der Farbe. Ähnlich wie die Jahresringe eines Baumes oder geologische Aufschlüsse erzählen die Löcher in der Bildhaut von früheren Zuständen.
Die Installationsweise und Abfolge der zwei Bildtafeln beschwören eine Bewegung herauf, von einem Frame zum anderen quasi. Diese geschieht aber nicht tatsächlich, sondern nur im Kopf. Ähnlich wie im Film, wo durch die schnelle Abfolge von Einzelbildern Bewegung entsteht: durch das schnelle Überlagern von Nachbild und Folgebild auf der Netzhaut, werden Einzelbilder als zusammenhängende Bewegung wahrgenommen.
«Couverture» befragt, wie viele von Claudia Küblers Arbeiten, unser Verhältnis zur Zeit. Ihre Installationen erfahren oft irreversible Veränderung – Platten brechen und werden gestaucht, Sand fällt, Böden splittern. Aber ist am Schluss wirklich alles kaputt? Gibt es den «Point of no Return» oder ist nicht viel mehr die Frage: was bleibt übrig und mit wem geht die Reise weiter, auf in die nächste Runde?
Vielleicht gelingt es mit Seitenblick auf geologische Tiefenzeit (die immensen Zeiträume und Zyklen, welche die Oberfläche unseres Planeten gestalten), sich endlich in grössere Zusammenhänge einzubetten und gemütlich in die Erdkruste zu kuscheln; zugedeckt, von einer weiteren Schicht Geschehen.
Claudia Kübler, *1983, hat Illustration Fiction und anschliessend bildende Kunst in Luzern, Edinburgh und Genf studiert und ihren Master in Fine Arts 2012 mit Auszeichnung abgeschlossen. Ihre Arbeiten wurden unter anderem im Kunstmuseum Luzern, Kunsthaus Zug, Helmhaus Zürich, der Kunsthalle Luzern und dem Kunstmuseum Solothurn ausgestellt. Atelierstipendien führten sie nach Paris, ins Unterengadin und nach Johannesburg. Claudia Kübler erhielt verschiedene Anerkennungen für ihr Schaffen, darunter den Manor Kunstpreis Zentralschweiz 2022. Sie lebt und arbeitet mit ihrer Familie in Zürich.
Aktuell ist sie Teil des Forschungsgruppe „Liquid Stays – Artist Research Group on Water and Time“ der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK).